Sozialpartner lassen die Lehrlinge im Stich: Heuer alle Lehrlinge durchgefallen!
Sie können es nicht glauben?
Seit 1971 wiederholt sich das Drama in Vorarlberg fast durchgehend Jahr für Jahr. 2008 war es wieder dasselbe. Vorarlberg hat eine viel zu hohe Zahl an Lehrlingen und so fallen rund 20 % jedes Jahr bei der Lehrabschlussprüfung durch. Häufigster Grund für das durchfallen ist der Praxisteil. Die Gsiberger fordern daher die Einrichtung von Lehrwerkstätten durch das Land.
Lehrwerkstätten!
In der Zeitreihe seit 1971! hat die Quote der positiv bestandenen Lehrabschlussprüfungen in Vorarlberg im Bundesvergleich ein einziges Mal nur knapp über dem Durchschnitt gelegen! Vorarlberg ist in den letzten zwei Jahrzehnten nachweisbar immer am unteren Ende!
Das bedeutet nicht weniger, als dass alle fünf Jahre also so quasi in jedem Landtagswahljahr konstatiert werden muss, dass ein ganzer Jahrgang von Lehrlingen ohne Abschluss - als ungelernter Hilfsarbeiter - dasteht! Das ist besonders herb für die männliche Jugend, denn immerhin drängt man 67 Prozent der männlichen Jugend Vorarlbergs auf Teufel komm raus in eine Lehre statt eine Schule.
Bernhard Amann wirft Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und AMS vor, dass sie sich trotz eines vier Jahrzehnte andauernden Missstandes nicht um die Lehrlinge kümmern und gekümmert haben, eine grobe Fahrlässigkeit, die gleichbedeutend mit einem vorsätzlichen Durchfallenlassen ist.
Das Dumme ist, dass auch bei den Maturanten Vorarlbergs trotz strengstem Zulassungsmodus - eine Art Numerus Clausus - die höchsten Durchfallerraten haben. Das ist schon deshalb merkwürdig, weil viele Jugendliche die anderswo gar eine Mittelschule absolvieren, hier eine Lehre machen müssen. Das Prüfungsergebnis müsste daher sich auch bei den Lehrlingsabschlussprüfungen in einer höheren positiven Quote zeigen.
"Wer aber ist hier dumm?"
fragt Bernhard Amann von den Gsibergern:
"Vorarlbergs Jugend und Kinder sind nicht dümmer als anderswo. Dümmer aber als anderswo ist hier die Bildungs- und Wirtschaftspolitik, wenn sie darauf setzt, eine übergroße Zahl von Hilfsarbeitern 'auszubilden'. Denn damit erschwert man nicht nur den Jungen hier die Zukunftschance sondern nimmt auch Vorarlbergs Bevölkerung und Wirtschaft Chancen in einer globalisierten Welt!"
Vorarlbergs Zukunft leidet. Die ersten Folgen sind schon spürbar. Die Unternehmensgründungszahlen sind in Vorarlberg seit rund zehn Jahren die niedrigsten Österreichs. Die Zahl der Arbeitnehmer nur mit Pflichtschulabschluss ist in Vorarlberg am höchsten. Solche "Dropouts" haben in Österreich ein 2,1-fach höheres Arbeitslosigkeitsrisiko wie qualifizierte Jugendliche. Verschärfend kommt hinzu, dass dieser Wert unter den EU-Staaten (EU 25 - Zeitpunkt der Studie) nur beim 1,4-fachen-Risiko liegt. Dropouts sind demnach in Österreich vergleichsweise stärker vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt als in den meisten anderen europäischen Staaten.
Quelle:
Vorarlberger Lehrlingsstatistik 2008
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