Unbequemer Mahner: Henning Mankell erhält Erich-Maria-Remarque-Preis


Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell hat die Entwicklungshilfe-Politik der EU scharf kritisiert. Die Bekämpfung der Armut in Afrika sei die einzige Chance, einen weltweiten Krieg um den Rohstoff Wasser zu verhindern. Zudem müsse es einen fairen Wettbewerb am Markt und angemessene Preise für Produkte aus Afrika geben. Henning Mankell erhält für sein Afrika-Werk den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück.

Der schwedische Schriftsteller und Theaterregisseur Henning Mankell hat die europäischen Staaten aufgefordert, mehr Entwicklungshilfe für Afrika zu zahlen. Die Deutsche Bundesrepublik habe in den vergangenen 20 Jahren mehr in den Aufbau Ostdeutschlands investiert als ganz Europa in der gleichen Zeit in die Entwicklungshilfe, sagte der Krimi-Bestseller-Autor am Donnerstag in Osnabrück. Er bekommt am Freitag von Bundespräsident Horst Köhler den mit 25.000 Euro dotierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück für sein Afrika-Werk überreicht.
Sein Leben und Engagement in seiner zweiten Heimat Afrika hat ihn nach Angaben der Jury zu Büchern wie "Der Chronist der Winde" oder "Die flüsternden Seelen" inspiriert, die dem Werk Remarques "auf eindrucksvolle Weise entsprechen". Der 1898 in Osnabrück geborene Remarque ist berühmt für seinen Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues". Den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis erhält der Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss für sein Afrika-Buch "Hundert Tage".
Es sei eine "Schande", dass noch immer viele Kinder in Afrika nicht in die Schule gehen könnten, kritisierte Mankell, der seit 1986 ein Theater in Mosambik leitet. Um allen einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen, sei ebenso viel Geld notwendig, wie die Europäer für Katzen- und Hundefutter ausgäben. Die Bekämpfung der Armut in Afrika sei die einzige Chance, einen weltweiten Krieg um den Rohstoff Wasser zu verhindern: "Wenn uns das nicht gelingt, werden wir alle am Ende arm sein." Es müsse einen fairen Wettbewerb am Markt und angemessene Preise für Produkte aus Afrika geben.

Mankell kritisierte zugleich, dass Milliarden Euro für die Überwindung der Finanzkrise in Europa ausgegeben würden. In Afrika jedoch lebten die Menschen, die am härtesten darunter zu leiden hätten: "In Afrika verhungern die Menschen, wenn sie arbeitslos werden und auf der Straße landen."

Lukas Bärfuss appellierte an die Menschen und Politiker in Europa, den afrikanischen Kontinent differenzierter zu betrachten. Autoritäre Regierungen wie in Kamerun dürften nicht unterstützt werden, nur weil sie Stabilität garantierten. "Die Menschen dort leiden unter den antidemokratischen Verhältnissen", sagte Bärfuss: "Doch wir tun ihre Hilferufe ab mit dem Hinweis, dass es ihnen noch nicht so schlechtgehe wie denen in Darfur oder im Osten Kongos." Die Europäer müssten begreifen, dass die Probleme Afrikas sie viel direkter beträfen als es auf den ersten Blick scheine.

Der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis wird alle zwei Jahre für belletristische, journalistische oder wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die sich mit Themen des inneren und äußeren Friedens auseinandersetzen. Er solle auf beispielhaftes Engagement für Frieden, Humanität und Freiheit aufmerksam machen.

Quelle:
Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum

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