Hauptschulabschlussprüfung für Erwachsene ist eine bürokratische Schildbürgerei


Im Zuge der Diskussion darüber, dass es in Vorarlberg 30.000 funktionale Analphabeten gibt, musste der Vorarlberger Kulturlandesrat eine bislang weitgehend geheimgehaltene Zahl eingestehen: 5000 Vorarlberger sind gar ohne Hauptschulabschluss. Insider sehen diese Zahl gar für zu vorsichtig angesetzt. Diese Vorarlberger sind damit in ihren beruflichen Möglichkeiten extrem eingeschränkt. Sie können weder eine Lehre noch Weiterbildung in Anspruch nehmen: Niedriges Einkommen, fehlende gesellschaftliche Akzeptanz, unattraktive Jobs sind Erfahrungen, die Menschen ohne Hauptschulabschluss fast immer machen.

Wer keinen positiven Hauptschulabschluss hat, hat heutzutage keine Chance auf eine Lehrstelle. Der Besuch einer weiterführenden Schule (z.B. der Abendschule: Handelsschule, HAK, HTL) ist von vornherein ausgeschlossen, da der positive Abschluss der 8. Schulstufe dafür Voraussetzung ist. Dieser Abschluss muss auch im öffentlichen Dienst nachgewiesen werden, etwa für die Aufnahme als Portier oder Kraftfahrer. Selbst wer als "Angelernter" in der Arbeit Spitze ist, kann ohne Hauptschulabschluss nicht in eine weiterführende Bildung für Berufstätige einsteigen.

Man kann den Hauptschulabschluss zwar theoretisch nachholen, muss aber dafür bürokratische Hürden überspringen: Für die Gsiberger eine Schildbürgerei wie sie im Buche steht: Wollen Erwachsene zur Hauptschulabschlussprüfung antreten, müssen sie in denselben 14 Fächern positiv abschneiden, genau wie 14-Jährige. Neben Deutsch, einer lebenden Fremdsprache und Mathematik werden beim Hauptschulabschluss für Erwachsene auch Kenntnisse und Fähigkeiten in Leibesübungen, Religion, Hauswirtschaft oder Musikerziehung geprüft. Es gilt der gesamte Lehrplan für 14jährige Kinder! Die Kandidaten schneiden schon negativ ab, wenn sie nicht sportlich genug sind, die Unterschiede zwischen Teigarten nicht auseinanderhalten können.

Die Gsiberger sehen einen solchen Hauptschulabschluss nicht für zeitgemäß, wenn Erwachsene wie 14-jährige Kinder behandelt werden, insbesondere dann auch, wenn sie diesen Hauptschulabschluss neben einer beruflichen Tätigkeit und/oder Familienpflichten nachholen müssen. Statt der 14 (in Worten: ---vierzehn---) Prüfungen sollten Deutsch, Mathematik und Englisch genügen. Dazu könnte man allenfalls noch ein praxisorientiertes Fach aus der Berufs- und Erfahrungswelt der Prüflinge nehmen. Im Prinzip müssten aber Deutsch, Englisch und Mathematik genügen!

Quelle:
Bildungswiki - Hauptschule

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